Bruno Baumgartner: Die unerklärliche Sucht nach Wasser
Rezension von Ernst Bromeis
Zwischen Sucht, Sog und Sehnsucht
Bruno Baumgartner hat als schreibender Schwimmer oder als schwimmender Schreiber eine Fähigkeit, wie ganz wenige. Er kann eine der herausforderndsten Sportarten der Welt in Worte fassen.
Wer Teil der deutschsprachigen Schwimmszene ist, kennt Baumgartner von seinen zahlreichen Blog-Beiträgen auf Swim.de. Im gleichen Stil wurde nun auch seine erste Publikation verfasst. Wenn er sein zur Sucht gewordenes essenzielles Tun als Schwimmer umschreibt, wirken seine Zeilen wie ein Sog. Da ich selber Freiwasserschwimmer bin, kann ich die gewählten Worte von Baumgartner mit jedem Zug und Wort nachempfinden. Am Stärksten wirken die Passagen auf mich, als Baumgartner alleine ohne Bootsbegleitung einen Schwimmausflug „ins Blaue“ in Ägypten erlebt. Hier fühle ich mich beim Autor „zu Hause“ wenn er schreibt: „Es war als würde ich in einer riesigen, blauen Wolke dahinschweben, und alles um mich herum verstummte.“
Leider folgen ein paar Zeilen später Beschreibungen eines Kalaschnikow-Gewehres, das nun Bruno Baumgartner bedrohen soll. Mit ähnlichen Äusserungen und unzähligen überzeichneten Metaphern verliert die Erzählung immer wieder an Tiefe und droht zu stranden. Die Schilderungen von eigenen Erfahrungen mit „Vorzeige-Pazifisten“ in der Militärgrundausbildung ist verletzend und für mich schlicht fehl am Platz.
Wenn Bruno Baumgartner schwimmt und darüber schreibt ist er aber in einer eigenen Welt. Daher wäre das Buch tiefer und ergreifender, wenn der Autor sich auf sein wesentliches Tun fokussiert hätte. So wiegen sich tiefe Erfahrungen und seichte Beschreibungen über 270 Seiten wie Ebbe und Flut.
Die Sehnsucht nach mehr Wasser wird den Autor hoffentlich über seine Sucht und Besessenheit hinwegtragen und ihm die gesuchte Freiheit und Gelassenheit schenken.
Davos Platz, 13. Januar 2014
Bildschirmfoto 2014-01-13 um 21.47.33
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