Freitag, 28. November 2014

Zertifikat für Solidarit'eau Suisse durch UNDP

Strassburg 26. November 2014

Ehrung von Solidarit’eau Suisse durch Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP (United Nations Development Programme) "Global Water Solidarity"

Rede von Ernst Bromeis, Ambassador for Solidarit’eau Suisse
Water ambassador and long-distance, www.dasblauewunder.ch 

 

Sehr verehrte Damen und Herren,

Im vergangenen Sommer habe ich eine Expedition gemacht. Ich schwamm durch den Rhein. Nicht quer, sondern längs. Von der Quelle in der Schweiz bis zur Mündung bis nach Holland auf 1247 Kilometern.

Ich warb damit für das von der UNO anerkannte Menschenrecht auf sauberes Wasser. Ein Menschenrecht, das noch lange nicht umgesetzt ist.

Der Rhein ist der grosse Europäische Fluss. Als Grenz-Linie spielt er geschichtlich eine zentrale Rolle in Europa. Als kulturelle Wiege hat er Künstlerinnen und Künstler zu Weltkulturwerken inspiriert. Der Rhein fliesst im Spannungsfeld zwischen den archaischen Landschaften in den Alpen und den zivilisatorischen Errungenschaften, wie Häfen und Industrieanlagen von Basel bis zur Mündung in den Niederlanden. Der Rhein ist Trinkwasser- und Lebensreserve für millionenfaches Leben am und in diesem grossartigen Fluss.

Warum bin ich also geschwommen?

Weil der Rhein mit seinem Wasser uns alle verbindet. Doch nicht nur der Rhein verbindet uns, sondern das Wasser als solches verbindet uns alle Menschen. Schicksalhaft. Denn wir haben nicht die Wahl, ob wir Wasser nutzen wollen oder nicht. Wir alle müssen Wasser nutzen.

In einer globalisierten Welt sind wir alle miteinander verbunden. Wir sind nicht nur durch das Wasser verbunden sondern auch durch Empathie. Wir in der Schweiz leben an der Quelle. Die Quelle Europas. Ein Glück und ein Privileg.


Der Name unseres Projektes «Solidarit-Eau» besteht aus zwei Teilen: Solidarität und EAU – französisch für WASSER. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, fördert mit Solidarit’eau Suisse ein Projekt, das so bestechend ist, weil es so einfach ist.

Pro Einwohner können eine Gemeinde oder eine Stadt im Durchschnitt 1 CHF jährlich für gemeinnützige Projekte spenden. Ich als Botschafter für Solidarit’eau Suisse versuche mich einzusetzen, dass noch mehr Gemeinden und Städte das Projekt unterstützen.

Wenn ich nicht schwimme, arbeite ich an Land. Ich engagiere mich für ein Weltwasserzentrum „Pol des Wassers – Pol des Lebens“. Im Weltwasserzentrum sollen verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit dem Wasser und dem Leben diskutiert und präsentiert werden. Mitten in den Alpen, an der Quelle soll das Weltwasserzentrum entstehen. Ein Ort der Bildung – ein Ort der Begegnung.


 

Ich glaube fest daran, dass Empathie und Solidarität durch Bildung in uns Menschen gedeihen können. Wir in der Schweiz und in anderen hoch entwickelten Ländern brauchen noch mehr Solidarität und Empathie für die Menschen dieser Welt. Wir sind alle verbunden durch das Wasser.

Dafür brauchen wir Solidarit’eau Suisse und einen „Pol des Lebens“. Damit wir nicht nur an uns denken, sondern auch an alle die Menschen, die mit uns schicksalhaft verbunden sind.

Denn: das Menschenrecht auf Wasser muss realisiert werden.

 

Als Botschafter der Initiative «Solidarit’eau» bin ich sehr froh, dass Sie unser Projekt auszeichnen. Es zeigt, dass wir auch in den Augen anderer auf einem guten Weg sind. Und die Öffentlichkeit um diese Auszeichnung hilft uns, zuhause in der Schweiz noch mehr Menschen, noch mehr Städte und Gemeinden für unsere Anliegen zu sensibilisieren.

Im Namen der Menschen, die noch immer keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, danke ich Ihnen allen, für alles was Sie tun. Und für die Auszeichnung, die uns sehr stolz macht.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

 

Solidariteau Suisse
Solidariteau Suisse

Mittwoch, 20. August 2014

Hinaus auf das offene Meer (20.08.2014)

Schon eine Stunde vor dem geplanten Startzeitpunkt im Berghaven von Hoek van Holland belagern die Medien Ernst. Die Holländer sind «wasserverrückt» die Radios, Zeitungen und Fernsehsendungen haben Ernst und seine erfolgreiche Expedition in Rekordzeit aufgenommen und zu einem grossen Thema gemacht.

Nach einem Sicherheitsbriefing mit der Crew des Begleitbootes der Hafenmeisterei von Rotterdam läuft das hochseetaugliche Patrouillenboot aus dem kleinen Hafenbecken in den Kanal aus. Im Top des Masts weht die Bündner Flagge.

Vor den Linsen der Fernsehteams und Fotografen springt Ernst ein letztes mal in den Rhein. Anfangs ist Ernst im fast flachen Wasser unterwegs, aber je näher er dem offenen Meer kommt, desto höher werden die Wellen. Bald schwimmt er in 60 bis 150 cm hoher Dünung hinaus aufs offene Meer. 

An Bord des Patroiullenbootes verfolgen Kapitän Pablo, Lotse Han und Dokumentarfilmerin Dorothée die letzten Kilometer von Ernst auf seiner Expedition. Mit dabei ist auch Ernst Denoth, der extra aus der Schweiz angereist ist. An Land ist Ernsts Familie mit Martin unterwegs und am Strand von Hoek van Holland bereitet Christian zusammen mit Isabel die letze Medienkonferenz vor.

Kurz vor 11 Uhr geht Ernst an der Position 51° 59,743' N / 4° 2.472' E in der Nordsee vor Hoek van Holland wieder an Bord des Patrouillenbootes. Emotional aufgewühlt fährt er im Kreis seiner Mannschaft zurück in den Berghaven. 

Die Medienkonferenz am Strand wird zu einem kleinen, familiären Happening. Das ganze Team ist anwesend und lässt das Erlebte noch einmal Revue passieren. Ein emotionaler Moment für alle: Die letzten sieben Wochen haben diese heterogene Gruppe zusammengeschweisst. Zusammen mit Ernst hat sie viel erlebt.

Der abschliessende Fototermin findet am Strand statt. Ernst geniesst es, im Sand zu laufen zu können: Am 7. Juli hatte er am Lago di Dentro Eis unter den Füssen...

Nach einer letzten Teamsitzung trennen sich die Wege von Ernsts Begleitern. Die Expedition 2014 ist erfolgreich beendet.

140820_Team Expedition 2014 © Das blaue Wunder - Cornelia Camichel  small
140820_Team Expedition 2014 © Das blaue Wunder - Cornelia Camichel small
140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland 3 © Das blaue Wunder - Belli Wenger small
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140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland 4 © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small
140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland 4 © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small
140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland 2 © Das blaue Wunder - Belli Wenger small
140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland 2 © Das blaue Wunder - Belli Wenger small
140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland © Das blaue Wunder - Belli Wenger small
140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland © Das blaue Wunder - Belli Wenger small
140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland_NOS TV © Das blaue Wunder - Belli Wenger small
140820_Ernst Bromeis_Hoek van Holland_NOS TV © Das blaue Wunder - Belli Wenger small

Dienstag, 19. August 2014

Die grosse Passage (19.08.2014)

Bei der Ersamusbrücke in Rotterdam liegt der Rhein-Kilometer 1001 – gemessen ab Konstanz. Sie ist für Ernst ein weiterer «magischer Ort» auf seiner Expedition. Schon um halb sieben bricht er mit der besten Gezeitenströmung auf, um die Stadt vor 9 Uhr zu erreichen. Das Vorhaben gelingt: Just zum Einsetzen der Flut vollendet er den Kilometer 1001 unter der Erasmusbrücke. «Wir hätten keine 10 Minuten länger schwimmen können», lacht er bei der Pause beim Rotterdamer «Hotel New York».

Die Bevölkerung von Rotterdam macht die Passage zu einem besonderen Erlebnis: Radiostationen in der Stadt hatten am frühen Morgen ausführlich über den Schweizer Schwimmer berichtet, über dessen «kleine, leise» Expedition bisher kaum jemand etwas gewusst hatte. In Rotterdam stehen nun hunderte von Schaulustigen an den Ufern des Rheins und winken Ernst und seinen Begleitern zu. «Das war richtig inspirierend.»

Beim Kilometer 1001 ist aber vorerst auch wieder Schluss mit Schwimmen: Die Hafenmeisterei erlaubt weder das Durchschwimmen der Einfahrten zu den zahlreichen Hafenbecken, noch des 20 Kilometer langen Kanals für Hochseeschiffe zwischen Rotterdam und Hoek van Holland.

Ernst nimmt’s sportlich und geht die anstehenden gut 30 Kilometer noch einmal zu Fuss: «Natürlich ist es ärgerlich, dass ich diese Strecke trotz meiner erfahrenen Begleiter nicht schwimmen darf. Aber die Weisung dient objektiv betrachtet meiner Sicherheit und sie ist auch zu respektieren.»

Allein zu Fuss unterwegs nimmt er gedanklich Abschied vom Rhein und seiner Expedition 2014. Er ist froh, wieder nach Hause zu kommen und gleichzeitig sehr traurig, dass sein grosses Projekt nun morgen zu Ende geht.

140819_Kilometer 1001 © Das blaue Wunder - Pablo Pinkus
140819_Kilometer 1001 © Das blaue Wunder - Pablo Pinkus

Montag, 18. August 2014

Auf Meereshöhe (18.08.2014)

Am zweiten Tag im Einfluss der Gezeiten steigt Ernst um 11:30 Uhr ins Wasser. Weil durch die Gezeiten nur sechs Stunden zum Schwimmen zur Verfügung stehen, versucht er, jede Minute zu nutzen. Die Pausen zum Essen und Trinken fallen so kurz aus wie vorher nie während der Expedition. 

Starker Wind und schnell wechselndes Wetter erschweren wie gestern das Vorwärtskommen. Böen bis zu Windstärke sechs peitschen Ernst Wellen ins Gesicht, dazwischen fällt immer wieder Starkregen. 15 der 20 Tageskilometer meistert er statt im Crawl- im Bruststil. Die Rhein-Geraden in der Ebene scheinen endlos, aber Ernst beisst sich durch. In Krimpen an der Lek hat ist das Tagesziel von 20 Kilometern erreicht - das Navigationssystem zeigt nun Meereshöhe an. 

Das Team übernachtet bei einem kleinen Bootshafen. Nach dem intensiven Tag freuen sich alle auf ein Käsefondue – zubereitet von Isabel, die seit Duisburg als Logistkerin, Fahrerin und Allrounderin beim Team ist. Vor dem Team liegt Rotterdam!

140818_Ernst Bromeis_Krimpen an der Lek2 © Das blaue Wunder - Christian Gartmann  small.JPG
140818_Ernst Bromeis_Krimpen an der Lek2 © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small.JPG
170818_Ernst Bromeis_Krimpen an der Lek © Das blaue Wunder - Christian Gartmann_small.JPG
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170818_Ernst Bromeis_Windmühlen_Krimpen an der Lek © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small.JPG
170818_Ernst Bromeis_Windmühlen_Krimpen an der Lek © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small.JPG
170818_Ernst Bromeis_Tanker_Krimpen an der Lek © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small.JPG
170818_Ernst Bromeis_Tanker_Krimpen an der Lek © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small.JPG
170818_Ernst Bromeis_Krimpen an der Lek3 © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small.JPG
170818_Ernst Bromeis_Krimpen an der Lek3 © Das blaue Wunder - Christian Gartmann small.JPG

Sonntag, 17. August 2014

Die Regeln von Vater Rhein (17.08.2014)

Der Rhein macht seine eigenen Regeln – und die können mehrmals täglich ändern. Wer den Rhein schwimmt, hat sich darauf einzustellen. Für heute waren erstmals Gezeiten angekündigt: 90 Kilometer vor der Küste drückt die Flut aus dem Meer ins Rheindelta – der Rhein sinkt und steigt mit Ebbe und Flut. Gegen die ansteigende Flut anzuschwimmen ist sinnlos. Zweimal pro Tag bietet sich ein Zeitfenster von maximal sechs Stunden, um bei ablaufender Flut zu schwimmen. Leider liegt meist eines davon in der Nacht. 

Für die Querung der Häfen von Rotterdam und die Gezeitenproblematik ist neu Han Huson im Team. Han ist pensionierter Lotse; während 25 Jahren hat er Kapitänen von 50 bis 300 Meter langen Schiffen den richtigen Weg durch schwierige Passagen auf dem Weg in die grossen Häfen gezeigt. Zu seinen Kunden gehörten Frachtschiffe, Passagierdampfer und militärische Schiffe; ja sogar das russische Schulschiff «Mir», ein imposanter Dreimaster, waren darunter.

Han hatte die Rheinkarten, Gezeiten-Tabellen und spezielle Strömungstabellen studiert und errechnet, dass der früheste, vernünftige Startzeitpunkt nicht vor 12:00h sein würde. Dann würde die Flut wieder beginnen, ins Meer abzulaufen. Das Team durfte heute also ausschlafen – aus lauter Gewohnheit waren aber fast alle schon um sechs Uhr wach. 

Ernst wusste, dass ein schwieriger Tag bevorstand. In nur sechs Stunden zwischen 12 und 18 Uhr musste er so viele Kilometer wie möglich schaffen und wollte dazu so lange wie möglich im Wasser bleiben. Das Wetter spielte ihm aber übel mit: Schon frühmorgens blies der Südwest- und Westwind mit fünf und mehr Windstärken und sorgte für Wellen wie in einem grossen See. Am Nachmittag kam dann ergiebiger Regen dazu, der gegen Abend so intensiv wurde, dass sich sogar die Sicht verschlechterte. Dennoch schaffte Ernst 21 Kilometer. Auch morgen geht es wieder am Mittag los und Vater Rhein macht auch morgen wieder die Regeln.

140817_Han Huson © Das blaue Wunder - Christian Gartmann-small
140817_Han Huson © Das blaue Wunder - Christian Gartmann-small
140817_Schoonhoven © Das blaue Wunder_small
140817_Schoonhoven © Das blaue Wunder_small

Samstag, 16. August 2014

Bergaufschwimmen zur letzten Schleuse (16.08.2014)

Der Lärm eines Platzregens auf dem Dach des Wohnmobils macht die Mannschaft früh hellwach. Das Wetter reisst aber rasch auf und zeigt sich zum Startzeitpunkt freundlich. Nun ist es windstill und Ernst kommt gut voran, obwohl er fast keine Strömung nutzen kann.

Nur fünf Kilometer nach dem Frühstück wartet die erste Schleuse – von weitem schon sind die Betonbauten der Stauwehre in der topfebenen, sattgrünen Landschaft zu sehen.

Schleusen sind für Schwimmer nichts Gutes: Kilometer vor und nach den Toren ist das Schwimmen aus Sicherheitsgründen verboten. Nach dem Wiedereistieg saugen sie Ernst bergwärts – mit mühsamer Ausdauerarbeit befreit er sich Meter um Meter aus ihrer destruktiven Anziehungskraft.

Ab Mittag kommt Wind auf. Zuerst zaghaft, dann immer stärker. Gegen Abend kämpft Ernst gegen Westwind mit Stärke fünf. Es ist, wie wenn er bergauf schwimmen müsste. 

Nach insgesamt sechs Stunden im Wasser und 30 Kilometern ist die Schleuse Hagestein dann doch erreicht. Sie ist die letzte auf der langen Expedition durch Europa an die Nordsee.

Ab morgen sind wir im Rheindelta – und damit den Gezeiten ausgesetzt. Aber das ist ein anderes Thema...

140816_Schleuse Hagestein © Das blaue Wunder - Belli Wenger
140816_Schleuse Hagestein © Das blaue Wunder - Belli Wenger

Freitag, 15. August 2014

Von der Brücke ins Niemandsland (15.08.2014)

Als «Die Brücke von Arnheim» wurde die alte Rheinbrücke nach dem zweiten Weltkrieg weltbekannt. Neben ihr steht in Arnheim aber auch die Nelson Mandela Brücke: Auf sie hat sich Ernst besonders gefreut.

«Wie weit würde ich für meine Ideale gehen?», fragt er sich anhand des Beispiels von Nelson Mandela: «Mandelas Leben beweist eindrücklich, was ein einzelner Mensch bewegen kann. Ich will meinen Weg durch den Rhein nicht mit dem jahrzehntelangen Leiden von Mandela vergleichen. Aber was ich tue, berührt Menschen – und das freut mich sehr.»

Nach Arnheim folgen noch einmal drei Schleusen: Knochenarbeit für Ernst. Schleusen sind Mauern und sie unterbinden die Strömung im Fluss. Dazu kommen sintflutartige Regenfälle und Sturmböen, die über Ernst und seine Begleiter in der «Blue Connects» niedergehen. 

Nach den abwechslungsreichen Tagen mit viel Strömung und vielen, schönen Städten fliesst der Nederrijn sehr gemächlich durch meist offene Landschaften. «Wie im Niemandsland», konstatiert Ernst am Abend. Statt – wie vorgestern – 60 Kilometer erackert sich Ernst 34 Kilometer. Eine tolle Leistung!

Ein Aufsteller sind die Holländer: Sie helfen dem Team, wo sie können. Einige warten mehrere Stunden am Ufer und auf ihren Booten, um Ernst beim vorbeischwimmen zu applaudieren. Morgen noch einmal zwei Schleusen, dann kommen die Gezeiten den Rhein hoch. Rotterdam, wir kommen!

140815_Ernst Bromeis_Nelson Mandela Brücke_Arnheim © Das blaue Wunder - Han Husson_small
140815_Ernst Bromeis_Nelson Mandela Brücke_Arnheim © Das blaue Wunder - Han Husson_small

Donnerstag, 14. August 2014

Holland ! (14.08.2014)

MEDIENINFORMATION VOM 14. AUGUST

Ernst Bromeis hat die Niederlande erreicht. Der Bündner Wasserbotschafter und Langdistanzschwimmer legte am Donnerstagmorgen in Millingen aan de Rijn die erste Kurzpause auf niederländischem Boden ein. Von den 1247 Kilometern seiner Expedition 2014 hat er nun 1080 hinter sich. Kommende Woche wird er voraussichtlich an der Rheinmündung in Hoek van Holland eintreffen.

«Mit Holland verbinden mich seit Jahren persönliche Freundschaften und heute vor allem die Freude, dass die Rheinmündung nun spürbar näher kommt,» strahlte Ernst Bromeis in Millingen aan de Rijn. Nach der Durchquerung des Ruhrgebiets am Dienstag hatte er am Mittwoch unterhalb von Duisburg die 1000-Kilometermarke passiert. Bei guten Wetterbedingungen und bester Strömung hatte er diese Woche bis zu 60 Kilometer täglich zurückgelegt. Zahlreiche Zuschauer hatten ihm von Deichen und Brücken zugewinkt und applaudiert.

Mit seiner «Expedition 2014» wirbt Bromeis für das UNO-Menschenrecht auf sauberes Wasser. Am 7. Juli war er zum zweiten Versuch aufgebrochen, den Rhein von der Quelle bis zur Mündung zu durchschwimmen. Bromeis ist mit seiner Initiative «Das blaue Wunder» seit 2007 als Wasserbotschafter tätig. Schwimmend durchquerte er 2008 200 Seen in seinem Heimatkanton Graubünden und 2010 die grössten Seen jedes Schweizer Kantons. 2012 hatte er zum ersten Mal versucht, den Rhein von der Quelle bis zur Mündung zu durchschwimmen. 

«Meine Schwimm-Expeditionen schaffen die Öffentlichkeit, die ich brauche, um als Wasserbotschafter gehört zu werden. Der nachhaltige Umgang mit Wasser und das noch immer für sehr viele Menschen unerreichte Menschenrecht auf sauberes Wasser sind seit Jahren meine zentralen Anliegen.»

 

Bild: Die holländische Grenze überquerte Ernst mit passender Badekappe: Ein Geschenk holländischer Freunde aus Davos.

140814_Ernst Bromeis_arrived in Holland © Das blaue Wunder - Dorothée Meddens_small
140814_Ernst Bromeis_arrived in Holland © Das blaue Wunder - Dorothée Meddens_small

Mittwoch, 13. August 2014

Vierstellig (13.08.2014)

Das Morgenrot mit Schwerlastschiffen die den Rhein hochkeuchen, Industrieschloten und Kühltürmen wirkt beflügelnd: Ernst steigt schon um 7:30h ins Wasser unterhalb Duisburg. Kanute Peter Gujan – im Hauptberuf Bergführer – ist heute noch einmal dabei.

Der Verband kommt gut vorwärts und hat am Mittag beim zweiten Stopp auf der Insel Grav schon 31 Kilometer geschafft. Bis zum dritten Stopp bei sind es deren 48 - schon eine gute Tagesleistung. Peter muss noch einen Zug zurück in die Schweiz nehmen und hetzt mit Dorothée zum Bahnhof.

Ernst beschliesst, noch eine vierte Teiletappe anzuhängen: Am Abend hat er fast 60 Kilometer geschafft. Er gibt zwar nicht viel auf Zahlen und Rekorde, aber der heutige Sechziger freut ihn.

Und noch eine spezielle Marke hat er geknackt: Drei Kilometer nach dem Start durchschwamm er den Rheinkilometer 789: Da die Kilometrierung des Rheins erst in Konstanz beginnt, kann man dazu 211 Kilometer hinzurechnen. Die Expedition 2014 ist nun also seit über 1000 Kilometern unterwegs!

140813_Duisburg am Morgen © Das blaue Wunder
140813_Duisburg am Morgen © Das blaue Wunder

Dienstag, 12. August 2014

Im Herz des Ruhrgebiets (12.08.2014)

Mit Düsseldorf und Duisburg durchschwimmt Ernst heute gleich zwei deutsche Industriemetropolen ersten Ranges: Hier schlug und schlägt das Herz vieler deutscher Grosskonzerne.

Wo einst Bergbau und Stahlwerke dominierten, säumen heute Unternehmen aller Branchen die Rheinufer. Ernst und seinen Begleitern fallen neben den teils riesigen Bauten und Anlagen vor allem die nicht immer sehr angenehmen Gerüche auf.

Die Passage durch Düsseldorf ist mit mehreren engen Kurven eine sportliche Herausforderung: Ernst muss hart arbeiten, damit er nicht in die Mitte Fahrtrinne treibt. Hier ist der Rhein am tiefsten und die Strömung am stärksten. Aber hier fahren auch die Schiffe – für einen Schwimmer und seine Begleiter ein genau so lebensgefährliches wie verbotenes Gebiet.

Sonne und Wolken wechseln sich im Minutentakt ab - der Rhein vor der Altstadt von Düsseldorf zeigt sich in gleissendem Licht. Schon wenige Kilometer danach folgt Duisburg. Hier fliesst die Ruhr in den Rhein – sie gibt dem Rohrgebiet seinen Namen.

Für zwei Begleiter am Ufer sind die hoch industrialisierten Gebiete eine Herausforderung: Das Rheinufer ist gesäumt von abgeschlossenen Industrieanlagen und Hafenbecken für grosse Schiffe – für die Pausen und die Übernachtungen sind gute Plätze rar.

Abends erhält das Team Gastrecht im Restaurant «Haus Rheinblick» in Duisburg-Baerl. Der Rheinkilometer 786 ist erreicht. Morgen steht eine runde Zahl an...

140812_Düsseldorf © Das blaue Wunder - Christian Gartmann
140812_Düsseldorf © Das blaue Wunder - Christian Gartmann
140812_Ernt Bromeis_Fähre Meerbusch-Kaiserswerth © Das blaue Wunder - Christian Gartmann.JPG
140812_Ernt Bromeis_Fähre Meerbusch-Kaiserswerth © Das blaue Wunder - Christian Gartmann.JPG

Die Mutterschiff-Panne (12.08.2014)

Mit Köln und dem Ruhrgebiet liegen jetzt die ganz grossen Siedlungs- und Industriegebiete Deutschlands vor der Expedition 2014. Trotzdem finden sich immer noch grüne Streifen rechts und links des Rheins, sei es für die täglichen Pausen oder die Übernachtungen.

Ernst und die kleine Mannschaft stechen oberhalb Köln in den Fluss. Vor ihnen liegt die Stadt mit dem markanten Dom: eine der grössten gotischen Kathedralen der Welt. Die fast 160 Meter hohen Doppeltürme sind ein Wahrzeichen, auf das Ernst sich lange gefreut hat. Bei bestem Wetter passiert er mit seinen beiden Begleitern die Stadt. Später wird der Himmel grau, Regen und starke Windböen fegen über den Rhein. Dennoch schafft Ernst nicht weniger als 58 Kilometer.

Hinter den Kulissen ist der Tag hektisch: Unser Wohnmobil liegt mit einem elektrischen Problem flach. Erst nach drei Stunden kommt ein Abschlepper, der den Wagen zu einer kleinen Garage bringt: Auto de Graef in Köln Pesch. Dort geht dann alles schnell: Sofort wird der Fehler gesucht, ein Ersatzteil muss aus Düsseldorf geholt und eingebaut werden. Toller, freundlicher Service! 

Das Wohnmobil ist wieder flott. Es ist Wohnzimmer, Kleiderschrank, Küche und Briefing-Raum des Teams und wird deshalb auch liebevoll «das Mutterschiff» genannt. Am Abend steht es schon vor den Toren Düsseldorfs.

140811_Köln © Das blaue Wunder - Pablo Pinkus
140811_Köln © Das blaue Wunder - Pablo Pinkus

Sonntag, 10. August 2014

Eine Etappe für Klaus Pechstein (1941–2013) (10.08.2014)

Der Höhepunkt der Sonntagsetappe kommt gleich zu Beginn: Schon nach 12 Kilometern erreicht Ernst das Städtchen Linz am Rhein. Hier wohnte zeitlebens Klaus Pechstein, der bisher einzige Mann, der den Rhein von Ilanz bis Hoek van Holland geschwommen ist.

Am Bootssteg wartet Pechsteins Tochter Christiane. Sie war gerade drei Monate alt, als Klaus Pechstein sich daran machte, seinen Traum zu verwirklichen. «Jetzt oder nie» hatte sich der junge Vater wohl gesagt, als er im September 1969 in der Surselva startete.

«Die Geschichte Ihres Vaters hat mich inspiriert, es nach dem Abbruch 2012 noch einmal zu versuchen», erzählt Ernst einer sichtlich gerührten Christiane Pechstein. «Er war aus dem Holz geschnitzt, aus dem Pioniere sind.» 2012 hatte er – noch bei guter Gesundheit – die Expedition von Ernst genau mitverfolgt. Dann, vor einem Jahr, verstarb Klaus Pechstein.

Seine Expedition 1969 erregte grosses Aufsehen: Zeitungen entlang der gesamten Strecke berichteten in Text und Bildern, Raduoreportagen und Fernsehbeiträge machten ihn für kurze Zeit zum Idol. Selbst im damaligen Flaggschiff aller Sportsendungen, dem ZDF Sportstudio, war er zu Gast. Pechstein spielte Spiel mit den Medien gekonnt. Für die Fotografen liess er sich im Wasser auch einmal mit einem Glas Bier oder eine Zigarette rauchend abbilden.

Pechstein hatte immer am Rhein gelebt. Schon als kleiner Junge schwamm er im Fluss, später liess er sich von Lastkähnen im Gummiboot einige Kilometer Richtung Koblenz schleppen und paddelte wieder hinunter nach Linz. Der gelernte Silberschmied hatte eine ausgeprägte, künstlerische Ader. In Schwäbisch Gmünd besuchte er die Kunstschule und lerne dort auch seine Frau Hildegard kennen. 1969 kam dann Tochter Christiane zur Welt.

«Mein Vater war immer voller Träume und Pläne» erzählt Christiane Pechstein. «Er wollte in einem Boot Norwegen umrunden, leider wurde daraus nichts.» Ein Zeitungsbericht, wonach er den Mississippi schwimmen wollte, bezeichnet sie allerdings als «Ente».

Was aber kaum jemand weiss: 1983, 14 Jahre nach seiner Pionierleistung, startete Klaus Pechstein ein zweites Mal, um den Rhein zu bezwingen. Er schaffte es bis zum Bingener Loch, vor der Bergstrecke zur Loreley. Wo er 1969 noch mit einem Schlauchboot als Begleitung schwimmen durfte, verlangten die Behörden nun eine zweite Begleitung. Die Kosten dafür konnte Pechstein sich nicht leisten. Enttäuscht musste er seinen zweiten Versuch abbrechen.

Als Andenken erhält Ernst von Christiane Pechstein ein Original-Aquarell von Klaus Pechstein. Das Treffen in Linz berührt nicht nur die Tochter Klaus Pechsteins: Auch Ernst verlässt den Ort nur ungern. «Wir sehen uns wieder», verspricht er beim Abschied. «Dann möchte ich mir in Ruhe alle Dokumente von 1969 anschauen.»

140810_Pechstein lachend © Christiane Pechstein klein
140810_Pechstein lachend © Christiane Pechstein klein
140810_Pechstein Hafen Rotterdam © Christiane Pechstein klein
140810_Pechstein Hafen Rotterdam © Christiane Pechstein klein
140810_Pechstein Alpenrhein © Christiane Pechstein klein
140810_Pechstein Alpenrhein © Christiane Pechstein klein
140810_Pechstein rauchend © Christiane Pechstein klein
140810_Pechstein rauchend © Christiane Pechstein klein
140810_Ernst Bromeis und Christiane Pechstein in Linz am Rhein © Das blaue Wunder - Christian Gartmann_klein.JPG
140810_Ernst Bromeis und Christiane Pechstein in Linz am Rhein © Das blaue Wunder - Christian Gartmann_klein.JPG

Samstag, 9. August 2014

Mit dem Schub der Bergsterecke (09.08.2014)

Nach der technischen Pause in St. Goar geht Ernst schon vor acht wieder in den Rhein. Die «Blue Connects» funktioniert wieder tadellos, die Flussgeschwindigkeit ist dank der Bergstrecke noch hoch und der kleine Verband aus Schwimmer, Schlauchboot und Kanu erreicht schon am Mittag Koblenz.

Die Universitätsstadt hat architektonisch viel zu bieten, was auch Ernst nicht verborgen bleibt. Zu den allgegenwärtigen Frachtschiffen kommen am Wochenende noch Kreuzfahrt- und Ausflugsschiffe und punktuell auch Freizeitboote und Jetskis. Kapitän Pablo und Kanute Patrick behalten die Übersicht, und für Ernst sind die Bedingungen trotz den vielen Verkehrs gut.

Nach 38 Kilometern macht das Team Mittagspause in Urbar, danach hängt Ernst noch einmal 24 (!) Kilometer an und schwimmt bis Leutersdorf. Wieder werden wir herzlich aufgenommen.

Morgen Sonntag kommen wir in Linz am Rhein vorbei. Ernst freut sich auf ein ganz besonderes Treffen...

Bild: Unser kleiner Verband kreuzt vor Koblenz das Tankmotorschiff «TMS Adrian»: 110 Meter lang und bis zu 2425 Tonnen schwer, wühlt sie den Rhein so auf, dass Ernst aus dem Crawl in den Brust-Stil wechseln muss.

140809_TMS Adrian © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein.JPG
140809_TMS Adrian © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein.JPG
140809_Kanute Patrick Jeker © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein.JPG
140809_Kanute Patrick Jeker © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein.JPG

Freitag, 8. August 2014

Reparatur-Tag in St. Goar (09.08.2014)

Unsere «Blue Connects» spürte die Strapazen der letzten Wochen. Ein kaputtes Relais an einem der Motoren, ein Schaden an einer der Luftkammern und ein paar andere Wehwehchen müssen behoben werden. Dafür mussten wir am Freitag einen Tag Pause an der Loreley einlegen.

Auch hier zeigt sich der Alpin-Stil der Expedition 2014: Reisst ein Glied der Kette (fällt ein Element des kleinen Begleitteams aus), steht die Expedition still.

Heute Samstag geht's wieder im Wasser weiter.

140809_Blue Connects
140809_Blue Connects

Dorothée Meddens (08.08.2014)

«Hier fliesst der Fluss», heisst der Experimentalfilm, den die holländische Künstlerin Dorothee Meddens über den Rhein, seinen Wasserzyklus und seine Menschen dreht. Die Expedition 2014 von Ernst Bromeis wird wie ein roter Faden durch ihr Werk führen. Zu Film und Fotografie kam Dorothée 1998, als sie nach zehn Jahren in ihrem eigenen Maleratelier mit Videoinstallationen und Experimentalfilmen begann. 

Mit der Schweiz verbinden sie viele Freundschaften mit anderen Künstlern und eine erfolgreiche Fotoausstellung in Langenthal. Bei den Recherchen für «Hier fliesst der Fluss» stiess sie auch auf Ernst Bromeis. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und beschlossen, einen Dokumentarfilm über die Expedition 2014 zu machen.

«Ernst hat eine Hassliebe zu meiner Kamera», umschreibt Dorothée die wochenlange Zusammenarbeit. «Als Medienprofi kennt er die Kraft bewegter Bilder und die Bedürfnisse von mir als Filmerin. Im Wasser ist er aber dermassen auf sich und seine Bewegungen fokussiert, dass meine Präsenz ihn manchmal stört. Das spüre ich dann deutlich.»

140808_Dorothée Meddens © Das blaue Wunder - Christian Gartmann .JPG
140808_Dorothée Meddens © Das blaue Wunder - Christian Gartmann .JPG

Ernst Bromeis hat die Hälfte der Strecke geschafft (06.08.2014)

MEDIENINFORMATION VOM 6.8.2014

Der Bündner Wasserbotschafter und Langdistanzschwimmer Ernst Bromeis hat auf seiner Expedition 2014 die 700-Kilometer-Marke erreicht und damit bereits mehr als die halbe Distanz des Rheins überwunden. Nach einer durch Hochwasser bedingten Pause in Iffezheim ist er wieder zügig unterwegs.

Vier Wochen nach seinem Start an der Quelle des Rheins erreichte Ernst Bromeis am Dienstag die Gegend von Mainz. Von der Gesamtstrecke von 1247 Kilometern bis zur Mündung hat er damit bereits mehr als die Hälfte zurückgelegt. Schwierigkeiten bereiteten Bromeis zuerst die extreme Kälte und dann das Hochwasser, welches ihn für sechs Tage in Iffezheim bei Baden-Baden blockierte. Erst ab Germersheim, nach einer Fussstrecke von rund 65 Kilometern, konnte er am Montag wieder weiterschwimmen. Seither kämpft er nun mit dem durch das Hochwasser und den Schiffsverkehr sehr unruhigen Rhein.

«Neben einem über 100 Meter langen Kahn zu schwimmen ist wie in einem Schüttelbecher,» fasste Bromeis seine Erfahrungen mit den Schwerlastschiffen am Mittwoch vor den deutschen Medien in Mainz zusammen. «Die mächtigen Bugwellen und die starken Motoren wühlen den Rhein enorm auf. Schon kleine Boote werden da hin und her geworfen – als Schwimmer fühlt man sich wie ein Tischtennis-Ball.»

Das Team des Davosers besteht nur aus einer Handvoll Leuten. «Ich orientiere mich am klassischen Alpinstil im Alpinismus: Keine Träger, keine Spurmannschaften und so wenig Hilfsmittel wie möglich,» erklärt Bromeis dazu. «Zwischenstrecken, welche ich nicht schwimmen darf, gehe ich konsequent zu Fuss. Unsere Expedition bewegt sich leise, wir haben keinen festen Zeitplan, insgesamt nur drei Medientermine und konzentrieren uns alle voll auf meine Bedürfnisse als Athlet.»

Dennoch will er Aufsehen erregen: «Meine Schwimm-Expeditionen schaffen die Öffentlichkeit, die ich brauche, um als Wasserbotschafter gehört zu werden. Der nachhaltige Umgang mit Wasser und das noch immer für sehr viele Menschen unerreichte Menschenrecht auf sauberes Wasser sind seit Jahren meine zentralen Anliegen.»

 

Donnerstag, 7. August 2014

Im Tal der Legenden, Mythen und Sagen (07.08.2014)

Von Heidenfahrt bei Mainz schwimmt Ernst am Morgen fast 25 Kilometer bis Bingen. Ab hier ist der Rhein zum letzten Mal eine Gebirgsstrecke: In mehreren Schlingen hat er sich über Jahrmillionen in den Fels gefressen. Steil und schmal schlängelt sich die gewaltige Wassermasse durch das Rheinische Schiefergebirge - und mit ihr auch die Schwerlast- und Passagierschiffe. 

Über die Jahrhunderte sind hier Schiffe und ihre Mannschaften verunglückt. Ein Ruderbruch oder eine andere schwere Beschädigung war oft das Todesurteil für Schiff und Mannschaft. Unzählige Kähne sind am Loreleyfelsen zerschellt. Kein Wunder, ranken sich um diesen berühntesten Felsen Deutschalnds unzählige Legenden, Mythen und Sagen.

Für Ernst bedeutet das UNESCO Welterbe Loreley noch einmal Schwimmverbot: Erneut ist er gezwungen, eine grössere Strecke zu Fuss zu gehen. Die 18 Kilometer wären für den Athleten an sich kein Problem, wären da nicht noch die Schwielen unter seinen Fusssohlen: Am letzten Sonntag war er in teils nassen Schuhen 50 Kilometer gegangen. Ernst beisst sich durch, kommt trotz Schmerzen gut gelaunt in St. Goar an und posiert gleich noch vor dem Loreleyfelsen. Ab hier darf er morgen weiterschwimmen.

Neu im Team: Patrick Jecker, ein Studienfreund von Ernst aus Basel: er wird uns die nächsten Tage im Kanu begleiten. Und ein grosser Dank an Jürgen Schellhas vom Kanuclub Oppenheim: Er war gestern und heute spontan als Kanute eingesprungen.

Sportler helfen sich gegenseitig - ein weiteres Beispiel für die Hilfsbereitschaft, die wir jeden Tag erfahren.

140807_Ernst Bromeis_Loreleifelsen © Das blaue Wunder - Christian Gartmann
140807_Ernst Bromeis_Loreleifelsen © Das blaue Wunder - Christian Gartmann

Mittwoch, 6. August 2014

Das Recht auf eine Toilette (05.08.2014)

Vom malerischen Arm des Altrheins bei Worms bricht Ernst früh auf, um möglichst weit Richtung Wiesbaden zu kommen, wo am Mittwoch die Medienkonferenz stattfinden wird.

Das malerische Element währt nicht aber sehr lange: Schon sehr bald tauchen am rechten Rheinufer die stillgelegten Atommeiler von Biblis mit ihren vier riesigen Kühltürmen auf.

Bald danach, bei der ersten Tagespause in Gernsheim, Abbauarbeiten nach dem grossen Fischerfest. Der Rhein war und ist traditionell auch Nahrunsmittelquelle für seine Millionen von Anwohner. Mitten im Gewühl schaffen uns die sehr hilfsbereiten Wasserschutz-Polizisten einen Platz für den Camper, wo Ernst sich ausruhen und etwas essen kann.

Dann die alltägliche Suche nach einer Toilette: Für uns eine manchmal etwas lästige Aufgabe. Eine Milliarde Menschen muss aber nicht einmal suchen: sie hat gar keinen Zugang zu einem Abwassersystem. Und wo es keine sanitären Anlagen und Kanalisationen gibt, breiten sich Krankheiten und Seuchen besonders gut aus.

Das Menschenrecht auf Wasser ist auch das Recht auf sanitäre Anlagen, also die Entsorgung von Abwässern. Und somit eben auch das Recht auf eine Toilette.   

140805_Toilette © Das blaue Wunder
140805_Toilette © Das blaue Wunder

Ein Tag mit den deutschen Medien (06.08.2014)

Ein voll bepackter Mittwoch: Etwas mehr als der Hälfte der Strecke liegt hinter Ernst und seinem Tean. In einer Medienkonferenz für deutsche Medien in Wiesbaden gibt Ernst umfassend Auskunft. Nach der für Kapitän Pablo und Ernst anspruchsvollen Passage der Main-Mündung steigt Ernst dazu in der Bastion von Schönborn in Mainz-Kastel aus dem Rhein.

Der Ort Wiesbaden ist kein Zufall: Hier hat Hauptsponsor P&I seinen Sitz. Die Projektverantwortlichen von P&I beweisen eine gute Nase: Die Bastion ist mit ihrem Strand und dem historischen Gebäude ein Juwel direkt am Rhein.

Medienschaffende von Radio, Fernsehen und Printmedien befragten Ernst während fast vier Stunden, dann stehen noch einmal zweieinhalb Stunden Schwimmen auf dem Programm: Auf Wunsch der Wasserschutzpolizei schwimmt Ernst linksrheinisch, denn in Mainz sorgt eine Brückenbaustelle für enge und potentiell gefährliche Verhältnisse auf dem Rhein.

Nach 24 Kilometern ist Schluss für diesen speziellen Tag: Der zweite von nur drei Medienterminen der «Expedition 2014» ist erfolgreich abgeschlossen. Ein herzliches Dankeschön an die Crew von P&I, die uns grossartig unterstützt und an Jürgen, der uns im Kanu begleitet hat.

140806_Ernst Bromeis mit Ralf Kraft von der Bastion von Schönborn © Das blaue Wunder klein
140806_Ernst Bromeis mit Ralf Kraft von der Bastion von Schönborn © Das blaue Wunder klein
140806_Mainzer Dom und vorne das Rathaus © Das blaue Wunder
140806_Mainzer Dom und vorne das Rathaus © Das blaue Wunder
140806_Mainzer Dom und vorne das Rathaus © Das blaue Wunder
140806_Mainzer Dom und vorne das Rathaus © Das blaue Wunder

Montag, 4. August 2014

Rhein der Gegensätze (04.08.2014)

 

Nach einer vollen Woche ist Ernst erstmals wieder im Rhein. Der Strom lässt ihn sofort seine ganze Kraft spüren: Das Hochwasser sorgt für eine hohe Vorwärtsgeschwindigkeit aber auch für starke Strömungen und immer wieder für Strudel. Die schweren Schiffe, die sich mühsam bergwärts arbeiten, schieben grosse Bugwellen vor sich her und wühlen den Fluss zusätzlich auf. Ernst wird in diesem Wellenchaos immer wieder wie ein Spielball hin- und hergeworfen.

Die Auen und Arme des Altrheins bieten wundervolle Naturschutz- und Naherholungsbiete, die sich aber unvermittelt abwechseln mit Kraftwerken und Industrieanlagen. Es ist ein Rhein der Gegesätze.

Nach der Mittagspause hat Ernst sich dann schon etwas besser an die Bedingungen gewöhnt und kommt gut vorwärts. Mit 56 Kilometern schafft er an einem langen Tag im Wasser eine sehr gute, erste Tagesleistung nach der Zwangspause und den beiden langen Laufstrecken.

Die Nacht verbringt das Team dann auf dem Gelände eines kleinen Bootsclubs an einem Nebenarm des Altrheins in Lampertheim: Hilfsbereitschaft und Sportbegeisterung werden hier gross geschrieben. Vielen Dank!

140804_Altrip © Das blaue Wunder
140804_Altrip © Das blaue Wunder
140804_Speyer © Das blaue Wunder
140804_Speyer © Das blaue Wunder

Sonntag, 3. August 2014

Unter dem Flügel eines Jumbo-Jets (03.08.2014)

Noch einmal zieht Ernst statt dem Neopren die Laufschuhe an: Von Münchhausen bis Germetsheim sind es auf dem Rhein 37 Kilometer. Schwimmend wäre das dank der guten Strömung in ein paar Stunden zu schaffen. Zu Fuss sind es - wegen der vielen Umwege um Hafenbecken, Rheinauen und Sperrungen wegen Hochwassers ganze 49 Laufkilometer - oder mehr als eine volle Marathondistanz.

Laufend nimmt Ernst diesen vielfältigen Abschnitt des Rhein noch einmal ganz anders wahr: Die Spannweite der Eindrücke reicht von überschwemmten Auenwäldern über schmucke, kleine Dörfer bis zum hoch industrialisierten Gebiet um Karlsruhe mit einer Autofabrik, einem Containerhafen und einer Raffinerie.

Ganz ohne Wasser geht's auch heute nicht: Immer wieder sind Teile der Wege überflotet und kurz vor Germetsheim muss Ernst wieder mehr als knöcheltief Waten. In Germetsheim beim Rhein-Kilometer 484 endet dann aber der Rheinabschnitt mit Hochwsasserstufe 1 und dem Schwimmverbot. Morgen geht's wieder ins Wasser!

A propos Spannweite: Das Team übernachtet in Speyer, gleich neben dem Technik-Museum. Im Freigelände steht auf riesigen Stützen eine alte Boeing 747 der Lufthansa. Schlafen unter dem Flügel eines Jumbo-Jets...

 
140803_Ernst Bromeis Hafen Wörth © Das blaue Wunder - Christian Gartmann
140803_Ernst Bromeis Hafen Wörth © Das blaue Wunder - Christian Gartmann
140803_Bromeis waten © Das blaue Wunder - Christian Gartmann
140803_Bromeis waten © Das blaue Wunder - Christian Gartmann
140803_Speyer Jumbo © Das blaue Wunder - Christian Gartmann
140803_Speyer Jumbo © Das blaue Wunder - Christian Gartmann

Samstag, 2. August 2014

Knietief auf dem Radweg (02.08.2014)

Liebe Freunde vom blauen Wunder und der Expedition 2014

Als ich letzten Montagabend in Iffezheim aus dem Wasser stieg, brüllte ich vor Freude. Ich hatte die letzte von 22 Schleusen erreicht – 170 sehr anstrengende Kilometer gestauter und schwer verbauter Rhein lagen hinter mir. Von nun ab würde der Rhein (mit mir) freier fliessen und mich flott vorwärts bringen.

Als uns die Wasserschutzpolizisten dann darauf hinwiesen, dass nun «Hochwasserstufe 1» herrsche und das Schwimmen ab der Schleuse verboten sei, realisierten wir aber schnell, dass wir nun blockiert sein würden. Ein Ignorieren eines Verbotes kam von Anfang an nicht in Frage. Was wäre ich für ein Vorbild, wenn ich trotz der grossen Gefahren und des für alle geltenden Verbotes trotzdem weiterschwimmen würde?

So richteten wir uns in der nahen Freizeitanlage ein und prüften mehrmals täglich den Pegelstand in Maxau, der für die Regelung des Schwimmverbotes relevant ist. Statt zu sinken, stieg der Pegel aber. Bei «unserer» Schleuse in Iffezheim sogar bis zur «Hochwassermarke 2» ab welcher auch die Schwerlastschiffe nicht mehr verkehren dürfen. Fünf lange Tage vergingen, ohne dass etwas passierte.

Anfangs war ich unruhig und nervös. Erst mit der Zeit – nach vielen Gesprächen in meinem kleinen Team und mit Freunden zuhause – konnte ich akzeptieren, dass Warten nun einmal die einzige Option ist. Auch Abwarten gehört zu einer Expedition. Bis zum Wochenende wollten wir uns Zeit nehmen und hofften, Sonntag oder Montag weiterschwimmen zu können.

Heute Samstag kam dann die Wende – leider auf die negative Seite: Die Pegel sinken mittelfristig nicht, sagt die Prognose. Ich musste mich entscheiden: Zwar hat die «Expedition 2014» keinen festen Etappenplan, aber auch sie kann nicht ewig dauern. Meine Optionen waren also: Abbrechen oder das Hindernis umgehen. Letzteres ist möglich, weil die Hochwasserstrecke «nur» etwa 50 Kilometer misst.

Ich habe mich also entschlossen, das Schwimmverbot im wahrsten Sinne des Wortes zu «umgehen». Heute Nachmittag bin ich zu Fuss von Iffezheim aufgebrochen und morgen Sonntagabend will ich in Germetsheim sein. Dort, wo ich voraussichtlich wieder als Schwimmer in der Rhein darf.

 

Knietief auf dem Radweg.

Als leidenschaftlicher Schwimmer habe ich mir diesen Entscheid nicht leicht gemacht: Schliesslich wollte und will ich so viele von den 1247 Kilometern meiner Expedition wie möglich im Wasser – als Schwimmer – hinter mich bringen. Wo ich nicht schwimmen kann oder darf, bewege ich mich ohne Hilfsmittel, also zu Fuss.

Das Umgehen der Gefahrenstelle ist die einzige Möglichkeit, die Expedition fortzusetzen. Andernfalls wären wir hier bestimmt die ganze Woche, oder sogar noch länger, festgesessen. Ganz ohne Wasser geht es aber auch zu Fuss nicht: Schon auf den ersten Kilometern war mein Weg in der Nähe des Rheindamms knietief überflutet und ich bekam – gelinde gesagt – ganz schön nasse Füsse.

Nächstes Mal hoffe ich, wieder mehr von meiner schwimmenden Expedition berichten zu können. Im Blog auf www.dasblauewunder.ch oder über www.twitter.com/ErnstBromeis erfahrt Ihr täglich das Neueste. Ich freue mich, wenn Ihr unsere Beiträge teilt und weiterleitet!

Herzlich – Euer Ernst Bromeis

 

PS:

Die Medien berichten vielfältig über die Expedition 2014

Die Frankfurter Allgemeine (FAZ) widmete uns am vergangenen Sonntag eine volle Seite

Das Nachrichtenmagazin 10vor10 des Schweizer Fernsehens SRF brachte einen umfangreichen Beitrag.

 

 

 

140802_Rhein-Kilometer 336_Hochwasser © Das blaue Wunder
140802_Rhein-Kilometer 336_Hochwasser © Das blaue Wunder
140802 Knietief © Das blaue Wunder
140802 Knietief © Das blaue Wunder
140802_Iffezheim_Radweg unter Wasser © Das blaue Wunder
140802_Iffezheim_Radweg unter Wasser © Das blaue Wunder

Ernst geht weiter (02.08.2014)

MEDIENMITTEILUNG VOM 2. AUGUST

Ernst Bromeis geht weiter

Iffezheim, 2. August 2014. Die Hochwassersituation im Oberrhein lässt nicht nach. Der Wasserbotschafter und Langdistanz-schwimmer Ernst Bromeis ist deshalb gezwungen, einen Flussabschnitt ab Iffezheim bei Karlsruhe zu Fuss zu umgehen. Seit vergangenem Montag hatte er wegen eines Schwimmverbots in Iffezheim festgesessen.

Ernst Bromeis ist am Samstagabend zu Fuss aufgebrochen, um einen vor ihm liegenden Flussabschnitt zu umgehen. Das anhaltende Hochwasser lässt im Abschnitt unterhalb der Schleuse Iffezheim das Schwimmen nicht zu. Die Prognosen machen keine Hoffnung auf eine baldige Entspannung der Hochwasserlage.

«Ich habe mir diesen Schritt sehr gründlich überlegt, denn mein Plan ist es, so viel wie möglich zu schwimmen» erklärte Bromeis am Samstag. «Aber die andauernde Hochwasserprognose gibt mir keine Hoffnung, vor Ende der kommenden Woche weiterschwimmen zu können. Die «Expedition 2014» muss weitergehen – im Moment halt zu Fuss.»

Von der gesamten Strecke der «Expedition 2014» von 1247 Kilometern sind bei normalen Bedingungen rund 110 Kilometer nicht schwimmbar. Ernst Bromeis geht sie ausnahmslos zu Fuss: Grosse Teile des ersten Abschnitts von der Quelle bis Surrein im Vorderrheintal, der Rheinfall, sämtliche Schleusenanlagen und Stauwehre oder die Strecke um die Lorelei sind nicht schwimmbar oder mit einem Schwimmverbot belegt. Mit dem durch Hochwasser bedingten Schwimmverbot zwischen Iffezheim und Germetsheim kommen nun weitere rund 50 Kilometer dazu.

Ernst Bromeis war am 7. Juli am Lago di Dentro im Schweizer Kanton Tessin gestartet, um den Rhein im Alpinstil, also ohne grossen Begleittross, zu durchschwimmen. Seit Beginn seiner «Expedition 2014» hatten sehr tiefe Temperaturen und Hochwasser für schwierige Bedingungen gesorgt. Seit Montag, 21. Juli war er in Iffezheim bei Karlsruhe blockiert, weil der vor ihm liegende Abschnitt wegen Hochwassers für Schwimmer gesperrt wurde.

 
140802_Ernst Bromeis Start an der Schleuse Iffezheim © Das blaue Wunder - Dorothée Meddens -
140802_Ernst Bromeis Start an der Schleuse Iffezheim © Das blaue Wunder - Dorothée Meddens -

Freitag, 1. August 2014

Fast so leise wie ein Floss (01.08.2014)

Kapitän Pablo Pinkus (44) hält sich am liebsten im Hintergrund. Als Bootsführer ist er für den Betrieb unseres wichtigen Begleitbootes «Blue connects» verantwortlich. Ernst hatte es im Vorfeld der Expedition 2014 in Holland gekauft – Pablo machte es dann bereit für die besonderen Anforderungen der Expedition.

«Statt mit einem lärmigen 120 PS Zweitakter läuft die Blue connects nun zwei nur 10 PS starken Viertaktern mit gekoppelter Steuerung», erklärt er beim Nachtessen. «Das gibt uns in starker Strömung immer die Sicherheit des zweiten Motors und dennoch sind wir im Normalbetrieb sehr leise.» «Wenn wir ankommen, fliegen nicht einmal die Vögel weg,» bestätigt Ernst. «Wir sind fast so leise, wie ein Floss.»

Einer der beiden Motoren macht Pablo allerdings grosse Sorgen: Beim Austausch einer Dichtung brach am Donnerstag ein Metallteil. Heute kam die Nachricht, dass das Ersatzteil nicht im nahen Mannheim erhältlich ist. So fährt Pablo am Samstag extra nach Stuttgart, um das Teil zu besorgen. Vorher betätigt er sich am Abend des Schweizer Nationalfeiertages* aber noch als Grillmeister: Vom improvisierten Rost gibt es «Soul Food» für die Mannschaft: Steaks und Bratwürste. 

Pablo wuchs in Zürich auf und zog mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter vor zwanzig Jahren nach Amsterdam. Er studierte visuelle Kommunikation und ist heute als Ausstellungsgestalter in mehreren Ländern tätig. In seiner Freizeit fährt er ein altes Frachtschiff, das er zum schwimmenden Camper umgebaut hat. Als ihm unsere Dokumentarfilmerin Dorothée von der Expedition 2014 erzählte, sagte er spontan zu, als Kapitän zu agieren.

 

 

* Für unsere Leser aus Deutschland und Österreich: Der 1. August ist der Schweizer Nationalfeiertag. Traditionell wird er mit Feuerwerk und grossen Höhenfeuern auf den Gebirgszügen der Alpen gefeiert.

140801_Pablo Pinkus_klein © Das blaue Wunder - Christian Gartmann.JPG
140801_Pablo Pinkus_klein © Das blaue Wunder - Christian Gartmann.JPG

Donnerstag, 31. Juli 2014

Motorschaden und Gletscherfondue (31.07.2014)

Der dritte Tag des Wartens in Iffezheim bringt schlechte Nachrichten: Zwar scheint die Sonne, aber der Wasserstand steigt, statt zu sinken. In Iffezheim erreicht der Pegel fast die Hochwassermarke 2 – aber dieser Höhe müsste sogar die kommerzielle Schifffahrt eingestellt werden. Es ist abzusehen, dass Ernst und sein kleines Team bis Montag blockiert bleiben.

Kapitän Pablo hat dennoch einen aufreibenden Tag: Beim Auswechseln einer Dichtung in einem der Motoren bricht dem Mechaniker ein Metallteil – das Ersatzteil kann erst am Samstag beschafft werden. Der Motor fällt vorläufig aus. Nur gut, dass die Expedition zurzeit ruht.

Am Abend dann ein Highlight: Der gestern angereiste Mediensprecher Christian bringt das legendäre Gletscherfondue aus der Käserei in Pontresina mit. Am Vorabend des Nationalfeiertages gönnt sich die Crew also einen Fondueabend. Bun Appetit!

140731_Fondue Gruppe © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein
140731_Fondue Gruppe © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein
140731_Fondue Pfanne © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein
140731_Fondue Pfanne © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein
140731_Fondue Stilleben © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein
140731_Fondue Stilleben © Das blaue Wunder - Christian Gartmann klein

Mit Leidenschaft und Akribie (31.07.2014)

Ernst Denoth (69) kümmert sich seit Koblenz (AG) um die Logistik des Expeditionsteams. Er fährt den Camper zum Startplatz und von da zu den jeweiligen Zwischenstopps. Dort hält er Verpflegung bereit, damit sich Ernst Bromeis nicht nur ausruhen, sondern auch stärken kann. Eine sehr wichtige Aufgabe kommt im Laufe des Nachmittags: Die Suche nach einem Standplatz für die Nacht.

«Da wir keine Etappenpläne haben, kann man das nicht im Vornherein planen. Ich frage dann jeweils herum und bis jetzt habe ich noch immer etwas Gutes gefunden», erzählt Ernst Denoth von seinen Erfahrungen. An sich könnte die Crew mit dem Camper irgendwo übernachten, aber ein Campingplatz bietet neben Elektrizität und Internet eine sanitäre Infrastruktur und Gastronomie. «Wenn man über Wochen auf engem Raum zusammenlebt ist es schon von Vorteil, wenn man nicht auch noch drei Mahlzeiten und die Morgentoilette im Camper machen muss.»

Das Leben im Camper ist dem pensionierten Journalisten alles andere als fremd: Zusammen mit seiner Frau reist er bis zu zehn Wochen pro Jahr im Camper durch Europa. Eine Routine, von der das Team profitiert: «Ernst führt unseren mobilen Haushalt so leidenschaftlich wie akribisch. Ohne das würde der Betrieb nicht funktionieren,» lobt Ernst Bromeis. 

Ernst Denoth (69) wuchs in Vnà im Unterengadin auf. Er war von 1973 bid 2009 Journalist beim Rätoromanischen Radio und Fernsehen (RTR) und lebt mit seiner Frau in Felsberg bei Chur. Im Winter trifft man den leidenschaftlichen Skifahrer trifft man in allen grösseren Skigebieten des Kantons Graubünden.

140731_Ernst Denoth_klein
140731_Ernst Denoth_klein